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Die Weinbergschnecke (Helix pomatia)

Die Weinbergschnecke ist eine ausgewachsene, bis zu 10 cm lange und etwa 30 g schwere, gehäusetragende Landschnecke, die systematisch den Landlungenschnecken und hier zur Familie der Heliciade gerechnet wird. Sie kommt vor allem auf kalkreichen, feuchten Böden vor. Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet der Weinbergschnecke liegt in Südosteuropa.

Es wird angenommen, dass die Weinbergschnecke die Eiszeit südlich der Alpen überlebt hat. Nach dem Abschmelzen der Gletscher breitete sie sich nach Norden aus. Bereits in der Jungsteinzeit unterstützte der Mensch ihre weitere Ausbreitung, weniger als Nahrung, sondern durch die Rodung des ursprünglich stark bewaldeten Mitteleuropa wurden für die Weinbergschnecke geeignete offene Lebensräume geschaffen.

Auch in der Antike kam es zu einer Ausbreitung der Weinbergschnecke im römischen Imperium. Zahlreiche Funde von Weinbergschneckenschalen in römischen Müllhaufen dokumentieren ihre Bedeutung als Nahrungsmittel während der Römerzeit, ein Faktor, der im Englischen zur Bezeichnung "Roman Snail" führte. Durch die Entstehung klösterlicher Anlagen im Mittelalter wurde die Weinbergschnecke in deren Umgebung in "Schneckengärten" als Fastenspeise gezüchtet. Sogar Napoleons Soldaten führten eingedeckelte Weinbergschnecken als natürliche Konserve auf ihren Feldzügen mit.

In freier Natur kann die Weinbergschnecke ein Alter von etwa 8 Jahren erreichen. Bei Gehegeschnecken ist bei guter Pflege eine Lebenserwartung von 20 Jahren nicht selten. In Deutschland, wie in vielen anderen Ländern auch, stehen die Weinbergschnecken als "besonders geschützt" auf der Roten Liste (Anlage 1 zur Bundesartenschutzverordnung) unter Naturschutz.

Wie bei Schnecken allgemein gliedert sich der Körper in Kopf, Fuß, Eingeweidesack und Mantel. Zusätzlich besitzt die Weinbergschnecke wie andere Gehäuseschnecken auch ein spiralig gewundenes Gehäuse aus Kalk, was der Volksmund als Schneckenhaus bezeichnet. Es hat fast immer die Form einer rechtsgängigen Spirale. Nur bei etwa einem von 20.000 Exemplaren ist sie lingsgängig. Diese Tiere nennt man auch Schneckenkönig.

Mit der Kriechsohle ihres muskulösen Fußes kriecht die Weinbergschnecke, eine feuchte Schleimspur hinterlassend und ihr Gehäuse tragend, über den Untergrund. Dabei streckt sie ihre 4 Fühler aus. Stoßen diese Fühler auf ein Hindernis oder reizt man sie auf andere Weise, werden sie schnell zurückgezogen. Bei Gefahr zieht sie sich in ihr Schneckenhaus zurück. Ernähren tut sich die Weinbergschnecke von weichen, welken Pflanzenteilen und Algenbewüchsen, die sie mit ihrer Raspelzunge, der Radula, auf der sich rund 40.000 Zähnchen befinden, abweidet.

Den Winter verbringen die Weinbergschnecken in einer Kältestarre. Nachdem sie sich einen Nahrungsvorrat angefressen haben, verkriechen sie sich in der Erde und ziehen sich in ihre Schale zurück. Die Schalenöffnung verschließt die Schnecke mit einem Kalkdeckel, der im Frühjahr beim Ausschlüpfen wieder abgestoßen wird. Bei starker Trockenheit im Sommer und damit verbundenem Wassermangel können Weinbergschnecken auch einen Trockenschlaf halten. Sie verschließen sich dazu ebenfalls mit einem Deckel und verzögern damit die Verdunstung des im Körper gespeicherten Wassers. Die Fähigkeit der Trockenstarre wird in der mediterranen Küche genutzt. So werden Weinbergschnecken in Italien und Griechenland in eine handelsfähige Phase versetzt, indem sie in großen Behälter mit trockenen Eierteigwaren gesetzt werden. Sie beginnen von den trockenen Teigwaren (Spirelli) zu fressen, verdeckeln sich dann aber aufgrund Wassermangel und können in Säcke gefüllt in den Handel gebracht werden. Sie sind dann über Monate hinweg lagerfähig.

Weinbergschnecken sind besonders in Frankreich eine beliebte Delikatesse. Man isst in der Regel ein halbes oder ganzes Dutzend als Vorspeise, in sog. "Schneckenpfännchen" mit Kräuterbutter im Backofen gegart. Die besten Weinbergschnecken kommen aus dem Burgund, dem Schweizer Waadtland und aus Süddeutschland - sie stammen heute aus der Schneckenzucht.

Vor der Unterschutzstellung wurde in Baden-Württemberg das Sammeln der Schnecken durch die Weinbergschneckenverordnung geregelt.